Die Mühlestrasse in Ermensee, eine der Illustrationen von Ludwig Suter zum Beitrag von Josef Egli in der Brattig 1997. | © 1997 Seetaler Brattig

*von s’Lehrers Seppi (Josef Egli), Hochdorf)

Weshalb Zunamen?

Jeder Mensch ist einzigartig. Deshalb haben wir einen Namen, bei dem nur wir gerufen werden können, der uns von anderen unterscheidet. Familien- und Vorname genügen aber häufig nicht, um ein Einzelwesen zu kennzeichnen. Es braucht weitere Angaben, den Namen des Ehegatten, die Wohnadresse, das Geburtsdatum, den Beruf, die AHV-Nummer usw. Für den Alltagsgebrauch taugen diese Angaben nicht. Das Volk liebt kurze, einprägsame Bezeichnungen. Es verwendet Zunamen. Das ist vor allem dann notwendig, wenn in einer Gemeinde viele Familien mit dem gleichen Namen wohnen. In Gegenden, wo die Landwirtschaft in Einzelhöfen betrieben wird, werden die Familien nach den Höfen benannt. In den Dörfern behalfen und behelfen sich die Leute mit Zunamen. Das ist überall so, also keine Ermenseer Eigenheit. Ermensee kennt aber eine besonders reiche Ausgestaltung dieser Zunamen.

Die Zunamen sind alt. Schon im Mittelalter kommen solche vor. Diese sind allerdings alle verschwunden. Pfarrer Bernhard Schmid nennt in seiner Liste der Spender aus der Gemeinde Ermensee für die Hitzkircher Pfarrkirche (1678) gegen zwanzig Zunamen, unter ihnen beispielsweise einen Roten, einen Dätzli, einen Hoger, ein Schlamp Anni, einen Keiseri Peter usw. Auch die Holzbezügerliste von 1708 kommt nicht ohne sie aus. So nennt sie u.a. einen Hoger Adam und einen Löy (Leu?). Auch die Liste der Korporationsbürger von 1846 behilft sich mit Zunamen. Dort finden wir erstmals s’Mugers.

Woher kommen die Zunamen?

Ein Teil der Zunamen geht auf Berufe zurück: s’Naglers, s’Forsters, s’Chüefers usw. Auch die Ämter Richter und Ammann wirken lange nach. Weitere leiten sich vom Vornamen eines Vorfahren ab: s’Wisus, s’Grazis, s’Peterlis, s’Buketlis usw. Dann finden wir köstliche Kombinationen: de Hansjoggidokter, s’Amme-Seppus-Tonis Eugen, s’Mugers und weitere Namen gehen wohl auf Eigentümlichkeiten eines Vorfahren zurück (muger: klein, gering). Für die nachstehende Aufzählung der Namen halte ich mich an die Ermenseer Strassen.

Mühlestrasse

Beginnen wir beim Chilchli. Unmittelbar daneben wohnt seit alters die Familie Jung, s’Chilepuure. Die Familie Elmiger auf der anderen Strassenseite wird s’Maritze genannt. Zur gleichen Gebäudegruppe gehört das Stammhaus jener Elmiger, die s’Forsters heissen und jetzt auf der südlichen Seite der Kantonsstrasse wohnen. Eine dritte, schon lange aufgegebene Wohnung, war die Behausung der Chatzemuetter. Ihren Familiennamen kenne ich nicht.

Die heutige Bäckerei, Hauptgebäude des früheren Dinghofes des Stiftes Beromünster, zu dem auch die mittlere Mühle gehörte, war im letzten Jahrhundert Eigentum einer Familie Lang, die s’Jägge Martis genannt wurde. Die heutige Familie Rast-Felber wird kurz als s’Becke bezeichnet. Daraus ergibt sich dann beispielsweise s’Becke Nini. In der Nähe der Bäckerei wohnte während Jahrhunderten eine der Familien Bregenzer, in der Holzbezügerliste von 1706 Bregetzer geschrieben, in der Umgangssprache Brägitzer geheissen. Dass einmal einer der ihren Stabsoffizier war, wissen nur noch die Älteren, die der Familie deswegen s’Majörlis sagten. Ein Hausteil war früher der Sitz jener Familie Elmiger, die s’Stifte hiessen. Den Stifte-Sigel (Siegfried) habe ich noch gekannt. In unserem Elternhaus lebten im letzten Jahrhundert drei «Parten», unter ihnen s’Bernharde. Die letzte ihres Geschlechts, s’Bernharde Regi (Regina) starb fast 95jährig in den fünfziger Jahren. In der ehemaligen Scheune des Dinghofes wohnt die Familie Müller-Wildisen, s’Nüssli Seppis genannt.

Dort, wo der Weg zur Haltestelle der Seetalbahn, zum Bahnhüttli, abzweigt, steht ein ehemaliges Dreifamilienhaus, ein Flarz. Zuunterst wohnten s’Müller Joggis, ehedem auch s’Chlei Joggs geheissen. Dann folgten s’Diselis oder s’Disus, ebenfalls Müller. Zuoberst wohnten bis vor kurzer Zeit s’Forster Michels (Michael ElmigerKreienbühl). Die Forster Michleri führte einen Krämerladen. Den bedeutendsten Teil bildete der Salzhandel. Folgen wir dem Weg zum Bahnhüttli, kommen wir zum Haus, das s’Stutze Jöris gehörte; s’Seppeli und s’Juuli (Julia) starben in den vierziger Jahren. Das oberste Haus gehört s’Bahnhöfli-Stutze, auch s’Stutz Metzgers genannt.

Wenden wir uns wieder dem Weg zur Mühle zu. Auch das folgende Gebäude ist ein Flarz mit drei oder vier Familien. Im Haus an der Strasse wohnt s’Bottner Lisi, die Nachfahrin einer Familie, die früher Botengänge besorgte (Kurierservice von anno dazumal). Für die anderen Gebäudeteile fehlen mir die Kenntnisse. Dann folgt, immer noch auf der oberen Strassenseite, eine Gebäudegruppe, die ebenfalls drei Häuser umfasst, nicht aneinandergereiht, sondern winkelförmig zusammengebaut. Von den ursprünglichen Familien leben noch s’Ankers dort (Familienname Müller). Der Hof gegen die Bahnlinie
gehörte jener Familie Elmiger, die s’Buketlis (von Burkard) genannt wird. Heute lebt der junge Chüefer Wisel (Alois Müller) dort.

Auf der anderen Strassenseite lebten einst s’Schmids Heireche (Rast) und der SchmidteToni (Widmer). Dann folgte das ehemalige Haus der Familie Lütolf, noch früher Augustin, genannt s’Fazis (von Bonifaz), heute durch einen Neubau ersetzt. Nun stehen wir vor dem Stammhaus der Familie Elmiger, die s’Gigers genannt werden. Ein oder mehrere Vorfahren werden einst mit der Fiedel zum Tanz aufgespielt haben. Schade, dass das aufgegeben wurde, sonst hätten wir heute ein Streichmusik Elmiger. Immerhin, musikalische Familienmitglieder gab es immer; es gibt sie auch heute noch! Im Stammhaus leben seit zwei Generationen s’Giger Franze.

Ihnen gegenüber, auf der östlichen Seite der Strasse, finden wir s’Giger Hanse, eine Generation früher s’Giger Schange (Jean). Sie übernahmen den Hof von s’Hans-Joggis. Deren einziger Sohn, der Hans-Joggi-Dokter, hatte Medizin studiert. Er starb 1925 als Direktor der Psychiatrischen Klinik St. Urban. Sein Sohn, s’Dokters Josef, war Kantonsbibliothekar. Wenn wir uns nun der unteren Mühle zuwenden, kommt ein Haus, das seit Jahren leersteht. Früher lebten dort Zugezogene, die zur Unterscheidung keinen Zunamen benötigten. Noch früher waren es vermutlich Familien, deren Namen wir zwar in alten Verzeichnissen finden, die ich aber aufgrund meiner heutigen Kenntnisse nicht einem bestimmten Haus zuordnen kann. So weiss ich beispielsweise nicht, welches das Stammhaus jener Familie Elmiger ist, die 1846 im Bürgerverzeichnis mit dem Vermerk s’Jochems (von Joachim) aufgeführt wird, heute aber im Schellenrain in der Gemeinde Oberkirch lebt.

Auch die Familie Elmiger in Williswil, Gemeinde Römerswil, stammt ursprünglich aus unserem Dorf. Wo wohnte sie? Auch konnte mir niemand sagen, wer s’Zimondelis waren und wo sie wohnten. Es gibt noch einen Wald, den die heutigen Eigentümer nach den früheren Zimondeli nennen. Südöstlich der unteren Mühle steht ein schönes altes Steilgiebeldachhaus, das der Familie Lang, s’Richter-Hänsus Seppi, heute Gottfried Keller-Lang, gehört.

Als noch drei Mühlen in Betrieb waren, sprachen die Ermenseer vom oberen, vom mittleren und vom unteren Müller. Zunamen sind mir keine bekannt. Den Abschluss gegen die Chrummgass macht ein Vierfamilienhaus, in dem zu meiner Jugendzeit unterem anderem zwei Familien Hug wohnten, jene des Hug Melk und jene des Hug Hans. Und irgendwo gab’s früher auch noch s’Hug Heireche.

Aargauerstrasse

Wechseln wir nun die Bachseite. Das unterste Haus gehört seit den dreissiger Jahren einer Familie Jung, die zu s’Chilepuure zählt. Früher war es die Heimat jener Familie Elmiger, die s’Amme Seppus genannt wird. Der bekannteste unter ihnen ist der 1934 verstorbene Kunstmaler Franz Elmiger. Ihnen schräg gegenüber wohnte die Familie Müller, denen man s’Mugers sagte. Der nächste Hof auf der rechten Strassenseite gehörte früher s’Richter Hänsus Hans, der zu meiner Bubenzeit Waisenvogt war. Im Staatskalender liest man natürlich Johann Lang. Heute wohnt dort die Familie Elmiger-Lang des kürzlich verstorbenen Maritze Seppi. Auf der anderen Strassenseite folgten s’Sagi Müllers, die heute in einen Neubau am Sagiweg gezogen sind. Neben der Sägerei leben s’Richter-Rote (Lang). Rot hat dabei nichts mit den Luzerner Parteifarben zu tun, kennt doch schon Pfarrer Bernhard Schmid 1678 einen roten Michel (Michael Müller) und einen Jakob Brunner, genannt der Rote. Unter dem gleichen Dach wie s’Richter-Rote lebten früher s’Wisus (ebenfalls Lang), heute im Mannesstamm ausgestorben.

Die Aarauerstrasse in Ermensee, eine der Illustrationen von Ludwig Suter zum Beitrag von Josef Egli in der Brattig 1997. | © 1997 Seetaler Brattig

S’Rote wohnen schräg gegenüber. Kürzlich starb dort der Vater, Hans Müller, s’Rote Hans. Unmittelbar neben s’Rote leben s’Ammes. Diese Familie stellte den Gemeindeammann letztmals in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts. Interessant sind hier zwei Details: Der 1865 geborene und 1943 verstorbene Josef Elmiger, mein Grossvater mütterlicherseits, hiess s’Ammes Rubeli, denn er hatte dunkle, krause Haare, die er jeweils «rätsch-ewägg» schneiden liess und die dann deswegen «wie frisch a’gsääit» nachwuchsen. Sein ältester Sohn, mein Onkel, von seinen Geschwistern «euse Gross» genannt, hiess auch im Dorf s’Ammes Gross. Später geschah dies bei einem jungen Mädchen aus einer anderen Familie, das im ganzen Dorf bis zu ihrer Heirat s’Schange Maite hiess. Ähnlich verhält es sich im Hause nebenan. Wo früher s’Brüggers lebten, wohnte während Jahrzehnten die Familie von Michael Lang, genannt s’Meisters Michel. «Meister» soll dessen Vater in seiner Familie wegen seines strammen Auftretens genannt worden sein. Stammhaus der Meister ist der Hof bei der Sägerei (s’Sagi Müllers).

Treten wir nun in die alte Post ein. Hier wohnen der Postseppi, die Postmarie und die Postberta. An sich heissen sie Elmiger und gehören zur Familie der Giger. Aber einen Gigerseppi gibt es schon. Er wohnt unmittelbar neben dem Chilepuur und stammt aus der Familie s’Giger Schange. In meiner Bubenzeit wohnte im oberen Stock der alten Post noch s’Rote Hanse Katri.

Und nun geht’s in den Eggen. Der Käserei gegenüber wohnen s’Töni-Raste (im Gegensatz zu s’Schmids Heireche). Schräg gegenüber liegt der Hof, der s’Peterlis, früher s’Peterli Hanse genannt, gehört (Elmiger-Koch). Ihre Nachbarn sind s’Nüsslis (Müller-Fischer). Auf der anderen Strassenseite, schon gegen die Kleinzelg, treffen wir s’Rechenmachers (Elmiger-Hartmann). Der heutige Bauer ist wegen seiner Tätigkeit für die Hagelversicherung im Tal besser bekannt als Hagelhans.

Rank

Kehren wir kurz in der Eintracht ein. Die Angehörigen der Familie Jung, denen die Eintracht vor Jahrzehnten gehörte, wurden s’Schlossers genannt. s’Schlosser Anni war die Einträchtleri. Im Hause nebenan wohnte ihre ledige Schwester, das Schlosser Rosi. Auf der anderen Strassenseite, neben der heutigen, vor kurzem neuerbauten Post, wohnen s’Elgers, eine der Familien Müller. Elgger hiess vor hundertfünfzig Jahren der Stabschef der Sonderbundstruppen, und ein Wehrmann namens Müller aus Ermensee soll ihm haargenau geglichen haben. So nannten ihn seine Kameraden ebenfalls Elgger, und das blieb – allerdings nur mit einem «g» bis heute. s’Elgers Nachbarn waren s’Vizänze. S’Vizänze Töni war in meiner Bubenzeit im Schützenvorstand. Heute ist die Familie – sie hiess Jung – ausgestorben.

Gegen das offene Feld zu befindet sich ein Doppelhaus. In der einen Hälfte wohnte früher eine Familie Trüeb, später Kretz. Weil beide die einzigen ihres Namens im Dorf waren, hatten sie keinen Zunamen nötig. Die andere Haushälfte gehört der Familie Müller, die s’Chüefers heisst. Der heutige Eigentümer des Betriebes ist Schreiner, bleibt aber der Chüefer Hans.

Gehen wir wieder zurück auf die Strasse, in den Rank. Neben dem Schlosser Rosi wohnt die Familie Lüpold, s’Hügi Chäbis. Chäbi ist sicher Kaspar, Hügi weiss ich nicht zu deuten. Ihre Nachbarn waren früher s’Amme Alberte, eine der Familien Elmiger. Eigentümer dieses Gebäudes ist heute Franz Müller, der zu s’Müller Joggis gehört, weitherum aber unter dem Namen Benz bekannt ist.

Und dann sind wir im Bereich, wo vor hundertzwanzig Jahren der Amme Tönel (Anton Elmiger) starb und drei Söhne hinterliess, den Amme Franz, den Amme Schang und den Amme Seppel. s’Amme Franze und s’Amme Schange sind noch immer Eigentümer der ursprünglichen Höfe. s’Amme Seppels ehemaligen Sitz lernten wir an der Aargauerstrasse kennen. Einem der Nachfahren, s’Amme Seppels Tonis Eugen, gehört heute die ehemalige, mittlere Mühle, die spätere Schlüffi, jetzt ein Mehrfamilienhaus.

Im Rank lebte auch die Familie Hartmann, s’Hartme Grüene, im Gegensatz zum Hartmann Jakob, der im Unterdorf wohnte (1937 gestorben). Am Dorfausgang gegen Stäfligen befindet sich ein Doppelhaus. Im einen wohnt der Grazi Hans (von Pankraz). Sein Vater war der Grazi Zimmermann (Josef Elmiger). Im anderen lebt die Familie Hägi. Diese Familie kommt ursprünglich von Gelfingen, ist die einzige ihres Namens und braucht deshalb kein weiteres Unterscheidungsmerkmal. Interessant ist aber, dass eine der jungen Frauen dieser Familie, die einen Elger heiratete, den Namen «mitnahm», so dass die zwei, um 1910 geborenen Männer lange weder Müller noch Elger, sondern d’Hägi Buebe genannt wurden. In unserer Generation hat sich das mit dem Familiennamen Hocher (Familie Elmiger-Hocher) wiederholt: Der Hocher Bärti heisst zgrächtem Buketli Bärti oder für die amtlichen Register Albert Elmiger.

Beachten wir auch s’Hägis Spiir (Speicher). Hier hauste bis in die dreissiger Jahre der legendäre Weibel Mauser, Musikus, Lebenskünstler und Feldmauser.

Richenseerstrasse

Auf der östlichen Seite des Baches wohnen zuoberst s’Öli Stutze, so benannt nach einer alten Ölpresse, wie sie beispielsweise noch im aargauischen Böttstein bewundert werden kann. In meiner Jugendzeit hiess die Familie auch s’Chilchmeier Stutze im Gegensatz zu s’Stutz Metzgers. Als dann aber auch einer der ihren Kundenmetzger wurde, hatten wir in Ermensee zwei Stutz Metzger, einen mit und einen ohne Bart.

Am Lindenplatz, wie der Dorfteil bei der oberen Brücke seit einigen Jahren heisst, wohnt die Familie Elmiger, s’Marti Joste (von Martin). Während Jahrzehnten besorgte sie den Sigristendienst in der Kapelle, weshalb man von s’Marti Sigriste sprach. Im angebauten Hause nebenan wohnten früher s’Hanes, auch mit dem Familiennamen Elmiger, jenseits der Strasse s’Hügi Joste (Lüpold), heute Familie Muff.

Neben dem Löwen lebt jene Familie Bregenzer, die seit jeher s’Niggis (von Niklaus) genannt wird. Auf der Anhöhe oberhalb des Löwens wohnt die Familie Müller, die die Ermenseer s’Hübelers nennen. Der vom «Vaterland », der «Luzerner Zeitung» und natürlich auch von der «Seetaler Brattig» her bekannte Anton Elmar Müller-Ermensee ist bei uns der Hübeler Toni. s’Hübelers Nachbarn auf der Nordseite waren s’Schnägge (Familie Gretler). Auf der Südseite wohnten in einem Doppelhaus der Rogger oder Gütsch Wagner (Josef Rogger) und der Hübeler Wendel (Albert Vonarburg; Wendelin hiess sein Vater). Für die italienischen Gastarbeiter wurde daraus vor bald vierzig Jahren der Kubalarmando.

Am Fuss des Hübels betrieben einst der Göldi Chasper (Kaspar Häfliger) und sein Schwiegersohn Hans Kost eine Schuhmacherwerkstatt. Die Neubauten oberhalb des «Löwen» wurden Nagelmatte benannt. Hier war einst die Nagelschmiede der Familie Lang, s’Naglers geheissen. D’Nagler Wändleri war die Schwester des ersten altkatholischen Bischofs Herzog. In unserer Schulzeit hat sie einen hohen Geburtstag (90 oder 95 Jahre) gefeiert. Wändleri ist die Frau des Wändels (Wendelin). Mit der Silbe «eri» wurde kurz und bündig die Frau benannt. Dabei ging man vom Vornamen, vom Familiennamen oder vom Zunamen aus. Zuweilen tönt das etwas grob. Da ist Peterlimuetter dann schon liebenswürdiger.

An der Strasse gegen Richensee wohnen der Elger Werner (Werner Müller-Lang) und eine Tochter des Mosti-Hartme oder des Friedensrichters Hartme, die einzige noch im Dorf lebende Angehörige von s’Hartme Grüene.

Damit sei der Rundgang abgeschlossen. Für Ergänzungen oder die Berichtigung von Fehlern bin ich dankbar.

Ein Stück Seetaler Kultur

Unsere Zunamen haben eine lange Tradition, sie gehören zur Kultur unserer Dörfer und des Seetals. Wie manch anderes sind auch sie einem steten Wandel unterworfen. So wird beispielsweise der Enkel des Schriiner Joggi nicht mehr wie sein Vater Schriiner Hans, sondern Buffi genannt. Merkwürdig? Nein! Schon ein Jakob Elmiger hiess in Pfarrer Schmids Spendenverzeichnis von 1678 Boss! Und sollte sich jemand an seinem Zunamen stören, sei ihm zum Trost gesagt: Die meisten sind andernorts Familiennamen, wie etwa Nigg, Boss, Giger, Forster, Marti, Nüssli, Peter, Ammann usw.

*Josef «Seppi» Egli (geboren 1932) wuchs als Sohn eines Lehrers zusammen mit sechs Geschwistern in Ermensee auf. Sein Rechtsstudium in Freiburg schloss er mit dem Anwaltspatent und 1963 mit einer Dissertation über den Erlosenwald ab. Von 1966 war Egli Grundbuchverwalter des Amts Hochdorf, ab 1972 kantonaler Grundbuchinspektor. 1983 wurde er als Vertreter der CVP in den Regierungsrat gewählt. Nach zwölf Jahren als Baudirektor trat er bei den Wahlen 1995 nicht mehr an. Nach der Pensionierung studierte Josef Egli Geschichte und war elf Jahre Präsident der Vereinigung Pro Heidegg. Er ist verheiratet mit Hedi Egli aus Nottwil und Vater von drei Kindern.

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