«Kultur zeigt sich nicht nur in der Kunst. Sie ist eine Lebenshaltung, die von Sorgfalt, Aufmerksamkeit, Wertschätzung und der Liebe zum Detail bestimmt wird», schreibt Brattig-Redaktor Thomas Binotto im Vorwort zur Brattig 2027. Genau in diesem Geist sei die Brattig selbst seit 47 Jahren auch ein Kulturprojekt.
Bei der Präsentation der aktuellen Ausgabe (hier erhältlich) versammelte sich die Brattig-Kommission, Autorinnen und Autoren sowie weitere Gäste im Restaurant Kreuz in Rain zu einem gediegenen Vier-Gänge-Menü. Wie immer verkleidete sich die Kommission bei der eigentlichen Vorstellung der neuen Ausgabe; diesmal kostümierten sich die Mitglieder in edle Roben, die Herren trugen einen Anzug mit Fliege. Sie zeichneten anwesende Personen, die an der neusten «Seetaler Brattig» mitgearbeitet haben, mit einem «Award» aus, jeder/jede wurde ausserdem mit einer kurzen Ansprache gewürdigt. Der «Award» war ein Laib Brot in Form eines «Bsetzisteins» von der Bäckerei Rosenegg in Ballwil.
Thomas Binottos Einstand als Redaktor
Seit diesem Jahr hat die Brattig einen neuen Redaktor: den in Schaffhausen wohnhaften Thomas Binotto. Er löst damit Mirjam Weiss-Gast ab, die dieses Amt zuvor vier Jahre lang bekleidet hatte. Er ist zudem Film-Publizist und Co-Redaktionsleiter des Pfarrblatts der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Binotto ist in Hitzkirch gross geworden, seine persönliche Beziehung zum Seetal beschreibt er im Vorwort zur diesjährigen Ausgabe so: «Immer stärker empfinde ich eine Dankbarkeit und eine Verbundenheit mit dem Seetal und seiner Kultur, in der ich aufwachsen durfte.» Er freue sich, dass er dank der Brattig seine Seetaler Wurzeln wieder neu entdecken und pflegen dürfe. Thomas Binottos Vater Armin war seinerzeit verantwortlich für das Rätsel, das seit der ersten Ausgabe in der Brattig enthalten ist.
Lebendiges Archiv
Die «Seetaler Brattig» ist das lebendige Archiv der Geschichte und Geschichten, der Kultur und der Menschen zwischen Reuss und Hallwilersee, zwischen Lindenberg und Erlosen. Der volkskundliche Jahreskalender, der nun für 2026 erscheint, unterhält auch in seiner 48. Ausgabe auf 144 Seiten mit Geschichten über Ereignisse von gestern und heute und über Persönlichkeiten, die im Seetal wohnen oder von dort stammen – ganz gemäss dem Motto «Gschechte vo geschter, Lüüt vo hött und Idee’e vo morn». Zudem gehört wie immer das ausführliche Kalendarium dazu; auch die Seetaler Chronik mit den Ereignissen aus den Gemeinden im Zeitraum von Juli 2024 bis Ende Juni 2025 darf nicht fehlen, und natürlich werden auch die verstorbenen Menschen des Seetals gewürdigt.
Spannende Geschichten
Freuen dürfen sich die Leserinnen und Leser diesmal unter anderem auf spannende Texte von insgesamt 18 Autorinnen und Autoren, beispielsweise einen Beitrag von Pirmin Meier über das Leben und Wirken der Baldegger Lehrschwester und Mystikerin Antoinette Feldmann (1906 – 1969). Caspar Koch schreibt darüber, wie Zeugen die Zeit des Zweiten Weltkriegs im Seetaler erlebt haben. Hans Kretz wagt einen geschichtlichen Rückblick auf die Dynastie der Familie Leu, die während fünf Generationen den Postdienst in der Gemeinde Schongau betreute. Heiri Hüsler erzählt davon, wie das Kloster Eschenbach vom Kanton Luzern um seine Güter gebracht wurde; Hans Peter Ineichen berichtet über 130 Jahre industrieller Milchverarbeitung in Hochdorf, von 1895 bis 2025. Die Lektüre der «Seetaler Brattig» lohnt sich also auch diesmal wieder.
Jonas Baud, «Seetaler Bote» | erschienen in der Ausgabe vom 23. Oktober 2025
